Transplantationen am USZ

Am USZ schaut die Transplantationsmedizin auf eine langjährige und erfolgreiche Tradition zurück. Mitarbeitende aus über 20 Berufen arbeiten hier zusammen, um Transplantationen zu ermöglichen. Mit 1’258 Organtransplantationen von Nieren, Herzen, Bauchspeicheldrüsen, Inselzellen, Lebern und Lungen zwischen Mai 2008 und Dezember 2016 ist das USZ in allen Transplantationsprogrammen tätig, zugleich ist es das Spital, an dem am meisten Transplantationen durchgeführt werden.

Seit 2008 werden die klinischen Daten aller Schweizer Transplantationszentren in die nationale Kohorte eingegeben und publiziert (Swiss Transplant Cohort Study Report). Diese Daten lassen zurzeit nur eine deskriptive Interpretation der Überlebenskurven zwischen den einzelnen Zentren zu. Deshalb lancierten alle Zentren ein gemeinsames Benchmark-Projekt, das die Vergleichbarkeit aufgrund von risikoadjustierten Daten zum Ziel hat. Die Resultate dazu werden im Jahr 2018 erwartet.

DCD-Programm

In den 80er-Jahren gab es in der Schweiz neben der üblichen Organspende nach Hirntod (DBD = Donation after Brain Determination of Death) auch die Organspende nach Kreislaufstillstand (DCD = Donation after Circulatory Determination of Death) für die Nierentransplantation. Die Resultate waren hervorragend und unterschieden sich im Langzeitverlauf nicht von den DBD-Spenden. Das DCD-Spender-Programm wurde 2007 gestoppt: Das neue Transplantationsgesetz in der Schweiz liess diese Form der Spende nicht mehr zu, weil nun auch für die DCD-Spender eine zweimalige Feststellung des Todes mit einem Mindestintervall von 24 Stunden verlangt wurde.

Das änderte sich erst mit der Revision der gesetzlich bindenden Grundlagen zur Feststellung des Todes durch die Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaften (SAMW) vom 1. September 2011. Darin wurde festgelegt, dass eine einzeitige, von zwei Experten gleichzeitig durchgeführte Hirntoddokumentation ausreichend ist. Damit wurde eine Spende nach Kreislaufstillstand gesetzlich wieder möglich (Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaften. Feststellung des Todes mit Bezug auf Organtransplantationen. Medizin-ethische Richtlinien. 2011). Zum Zeitpunkt der Organentnahme sind sowohl die DBD- als auch die DCD-Spender hirntot. Der Unterschied bezüglich Hirntod liegt allein im Zeitpunkt der definitiven Entscheidung zur Organspende

Ausgezeichnete Resultate des DCD-Programms

Dem neuen Start des DCD-Programms ging im USZ eine intensive Projektphase voraus, bei der es neben den logistischen Konzepten auch darum ging, alle Beteiligten mit den speziellen und zum Teil neuen Aspekten dieser Spendeart wieder vertraut zu machen.

Seitdem hat sich das DCD-Programm wieder äusserst erfolgreich etabliert. Eine entscheidende Voraussetzung war neben einer sorgfältigen Planung auch die grosse Erfahrung in der Aufbereitung der Organe für die Lungen- und Lebertransplantation. Diese Organe werden nach der Entnahme beim Spender bis zur Transplantation schonend mit Lösungen perfundiert, die Lunge wird sogar beatmet. Die Verfahren führen zu einer optimalen Qualität der Organe. Dementsprechend sind die Resultate, nämlich das Überleben nach der Organspende nach einem Kreislaufstillstand, bisher ausgezeichnet ausgefallen.

3-Jahres-Überlebensrate nach DCD-Transplantation

Quelle: Transplantationszentrum Zürich, Prof. Dr. med. Nicolas Müller

Überlebensrate
DCD-Transplantationen Niere n = 47 96 %
DCD-Transplantationen Leber n = 44 89 %
DCD-Transplantationen Lunge n = 20 85 %

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Durchschnittliche 3-Jahres-Überlebensrate Schweiz

Quelle: Jahresbericht 2016 Swiss Transplant Cohort Study

Überlebensrate
Alle (DCD + DBD) Nierentransplantationen 95.9 %
Alle (DCD + DBD) Lebertransplantationen 84.9 %
Alle (DCD + DBD) Lungentransplantationen 73.6 %

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Im Vergleich zu früheren Jahren ermöglicht das DCD-Programm deutlich mehr Spender zu gewinnen und damit deutlich mehr Empfängern auf der Warteliste ein Organ zur Verfügung zu stellen.

Anzahl Organspenden (Relation DBD/DCD)

Quelle: DCA Jahresbericht 2016 Netzwerkspender

DCD
DBD

Organisatorische Abläufe einer DCD-Spende

Die organisatorischen Abläufe einer DCD-Spende bringen die Infrastruktur noch mehr an ihre Grenzen als die DBD-Spenden. Deshalb war die Überarbeitung der Abläufe mit allen Beteiligten von zentraler Bedeutung. Sie brachte aber nicht nur den Erfolg der klar strukturierten logistischen Abläufe bei einer DCD-Spende, sondern dadurch wurde auch der grundsätzliche Ablauf nach der Feststellung einer infausten Prognose eines Patienten optimiert.

Zentral in diesem Ablauf ist die Tatsache, dass das behandelnde Team (in der Regel der Intensivstation) mit allen beteiligten Disziplinen zum Schluss kommt, dass die Gesamtheit der medizinischen Probleme des Patienten mit dem Leben nicht mehr vereinbar ist oder nicht dem mutmasslichen Willen des Patienten entspricht. Dieser Entscheidung geht ein Prozess voraus, bei dem intensiv und im Gespräch mit den Angehörigen der bisherige Verlauf beurteilt wird und das Team mit den Angehörigen entscheidet, dass eine künstliche Verlängerung des Lebens nicht im Sinne des Patienten ist. Diese Entscheidung muss durch ein bezüglich Transplantationsmedizin unabhängiges Team getroffen werden und darf in keiner Weise mit der Organspende verknüpft sein. Der Ablauf entspricht dem üblichen Vorgehen auf der Intensivstation.

Abläufe nach Abbruch der lebenserhaltenden Massnahmen

Therapiezieländerung: Abbruch der lebenserhaltenden Massnahmen bei infauster Prognose

Ablauf einer DCD-Organspende

Ablauf einer DBD-Organspende

Erst nach der gemeinsam mit den Angehörigen getroffenen Entscheidung, das Therapieziel zu ändern, wird eine mögliche Spende in Betracht gezogen und mit den Angehörigen besprochen. Bei diesem Prozess wird das behandelnde Team von Mitarbeitern der Donor Care Association (DCA) unterstützt. Sie helfen mit, den mutmasslichen Willen des Patienten zu eruieren und die Angehörigen auf diesem Weg zu unterstützen. Bis zu diesem Zeitpunkt ist von der Empfängerseite niemand involviert.

Bei Einverständnis der Angehörigen und medizinischer Eignung als Spender werden alle Daten des Spenders zentral an Swisstransplant übermittelt. Erst jetzt wird die Transplantationskoordination eingeschaltet, damit die Allokation (Zuteilung der Organe an Empfänger auf der nationalen Warteliste) ausgelöst werden kann.