Tiefe Dekubitus- und Sturz­raten zeugen von erfolg­reichem Pflege­management

Das USZ führte die nationale Qualitätsmessung (ANQ) zu Sturz- und Dekubitusraten im Jahr 2016 bereits zum sechsten Mal durch. Pflegefachpersonen erheben diese Daten an einem Stichtag aus dem elektronischen Klinikinformationssystem (KISIM) sowie über Patientenbefragung und -untersuchung. Die Ergebnisse sind Basis der «Praxisentwicklung Pflege zur Verbesserung der Patientensicherheit».

An den Themen Sturz und Dekubitus arbeiten Pflegewissenschaftlerinnen und -wissenschaftler sowie Pflegefachpersonen kontinuierlich im Rahmen von Projekten und/oder Schulungen, um die Patientenergebnisse zu verbessern. Der Erfolg dieser gemeinsamen pflegerischen Aufgabe zeigt sich erneut in den guten Werten des USZ.

Für die ANQ-Messung 2016 kam ein komplett überarbeiteter Fragebogen zur Anwendung. Wie bereits 2015 erfolgte der Datenexport direkt aus dem elektronischen Klinikinformationssystem. Dadurch konnte die Datenqualität optimiert und der Messvorgang vereinfacht werden. Die systematische und sorgfältige Messvorbereitung ermöglichte eine überdurchschnittlich hohe Teilnehmerrate von 81.3 %.

Von total 679 in Frage kommenden Patienten konnten 552 (81.3 %) in die Messung eingeschlossen werden. Von den 127 (18.7 %) nicht berücksichtigten Personen verweigerten 72 (10.6 %) die Teilnahme, 32 (4.7 %) wurden entweder aufgrund ihres kognitiven Zustandes/ihrer terminalen Krankheitsphase und 15 (2.2 %) aus anderen Gründen ausgeschlossen. 8 Patienten (1.1 %) waren zum Zeitpunkt der Messung nicht erreichbar (z. B. aufgrund von Eingriffen oder Therapien).

Patientenmerkmale innerhalb der Messung

Quelle: Zentrum Klinische Pflegewissenschaft; Katharina Bosshart MScN, Dr. Heidi Petry

2016 2015 2014 2013 2012
Durchschnittsalter (Jahre) 60.5 60.3 59.3 56.2 57.9
Geschlechterverteilung: (Frauen) 40.60 % 47.40 % 39.90 % 42.30 % 47.00 %
Anzahl Diagnosen/Pat. 4.4 4.2 3.8 3.2 3.3
Durchgeführte Operation 51.40 % 48.70 % 43.10 % 44.40 % 37.60 %
Durchschnittliche Aufenthaltsdauer in Tage 9.7 10.7 9.6 10.5 12.6
Pflegeabhängigkeit mit völliger, überwiegender und teilweiser Abhängigkeit 24.20 % 27.60 % 25.00 % 22.80 % 26.20 %
Pflegeabhängigkeit mit überwiegender oder totaler Unabhängigkeit 75.80 % 72.40 % 75.00 % 77.20 % 73.80 %

Pflegeabhängigkeit mit völliger, überwiegender und teilweiser Abhängigkeit

2016 2015
24.20 % 27.60 %

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Dekubitusraten

Gemäss der internationalen Definition von Dekubitus gemäss NPUAP-EPUAP ist ein Dekubitus eine lokal begrenzte Schädigung der Haut und/oder des darunterliegenden Gewebes infolge von Druck oder von Druck in Kombination mit Schwerkräften. Dekubitus wird in standardisierten Messverfahren in vier verschiedene Grade unterteilt: von einer nicht wegdrückbaren Rötung bei intakter Haut (Grad 1) bis zu totalem Gewebeverlust mit freiliegenden Knochen, Sehnen oder Muskeln (Grad 4). Weitere mögliche Kategorien sind in den aktuellsten wissenschaftlichen Arbeiten uneinstufbare, nicht klassifizierbare Gewebeschädigungen sowie vermutete unbekannte Gewebeschädigungen (NPUAP, EPUAP 2014).

Dekubitus- und Sturzraten im Vergleich

Quelle: Zentrum Klinische Pflegewissenschaft; Katharina Bosshart MScN, Dr. Heidi Petry

2016 2015 2014 2013 2012
Dekubitus gesamt 26 (4.7 %) 25 (4.6 %) 23 (4.6 %) 20 (4.4 %) 23 (4.6 %)
Dekubitus bei Spitaleintritt 8 (1.4 %) 2 (0.4 %) 4 (0.8 %) 3 (0.7 %) 9 (1.8 %)
Dekubitus im Spital erworben 18 (3.3 %) 23 (4.2 %) 19 (3.8 %) 17 (3.7 %) 14 (2.8 %)
Anzahl gestürzte Patienten 105 (20.3 %)* 54 (9.9 %)** 55 (11.2 %)** 46 (10.9 %)** 46 (9.2 %)**
Stürze während des Spitalaufenthaltes mit Verletzungen 11 8 4 6 7

Dekubitus gesamt

2016 2015
26 (4.7 %) 25 (4.6 %)

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* letzte 12 Monate ** letzte 30 Tage

Die im USZ 2016 gemessene Dekubitusprävalenz von 4.7 % bewegt sich im Rahmen der Vorjahre. Die meisten, nämlich 20 Dekubiti waren den tiefen Kategorien 1 und 2 zuzuordnen. Allerdings gehörten auch je zwei Dekubiti den Kategorien 3 und 4 an. Zwei Dekubiti konnten wegen unbekannter Gewebeschädigung keiner Kategorie zugeordnet werden.

Der für das Berichtsjahr erneut überarbeitete Fragebogen unterscheidet bei der Dekubitus-Risikoerfassung zwischen der Einschätzung der Pflegefachpersonen und den Resultaten spezifischer Assessmentinstrumente. Es zeigte sich, dass die klinische Einschätzung durch Pflegefachpersonen bei 111 (20.1 %) Patienten ein Dekubitusrisiko ergibt. Mit dem Assessmentinstrument (ePA-AC) resultiert eine Zahl von 106 (15 %) Patienten und damit eine sehr gute Übereinstimmung.

Lokalisation der Dekubiti

Quelle: Zentrum für Klinische Pflegewissenschaft; Katharina Bosshart MScN, Dr. Heidi Petry

Sakrum
Ferse
Kopf
Sitzbein
Andere

Allgemein zeigt die Messung auch, dass Präventionsmassnahmen zur Verhinderung von Dekubiti wirksam sind und erfolgreich eingesetzt werden.

Präventionsmassnahmen Dekubitus

Quelle: Zentrum Klinische Pflegewissenschaft; Katharina Bosshart MScN, Dr. Heidi Petry

Bei Risikopatienten ohne Dekubitus Bei Patienten mit Dekubitus
Schaummatratze 23.30  % 38.50  %
Aktiv druckverteilende Matratze 17.40  % 19.20  %
Sitzauflage 3.50  % 3.80  %
Wechsellagerung gemäss Zeitplan 53.90  % 65.40  %
Druckentlastung andere Körperstellen 51.20  % 69.20  %
Gezielte Bewegungsförderung 55.80  % 65.40  %
Prävention oder Behandlung von Flüssigkeits- und/oder Ernährungsdefiziten 51.20  % 76.90  %
Patientenedukation 29.10  % 38.50  %

Schaummatratze

Bei Risikopatienten ohne Dekubitus Bei Patienten mit Dekubitus
23.30  % 38.50  %

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Sturzraten

Der Begriff Sturz wird gemäss WHO als Ereignis definiert, «bei dem die betroffene Person aus dem Liegen, Sitzen oder Stehen unbeabsichtigt und unkontrolliert auf eine tiefere Ebene gleitet oder fällt». 2016 wurden 552 Personen in die Messung eingeschlossen. Das Sturzrisiko wurde mit dem Assessmentinstrument ePA-AC erhoben. Bei rund 244 Personen (421 eingeschätzt) wurde ein Sturzrisiko festgestellt.

Von den 552 in die Erhebung eingeschlossenen Patienten stürzten 105 Personen (20.3 %) innerhalb der vergangenen zwölf Monate, und davon 11 Patienten (2.1 %) während des Spitalaufenthalts. Zwei von diesen 11 Patienten erlitten körperliche Verletzungen, dies war bei je einer Person eine mittlere und eine sehr schwere Verletzung (Hüftfraktur). Von den im Spital gestürzten Patienten erhielten 7 (63.7 %) vor dem Sturz sedierende, verhaltensbeeinflussende Medikamente.