Entstehung von resistenten HI-Viren in der Schweiz praktisch gestoppt

Eine Auswertung von Daten über HIV-Patienten zeigt: Die Anzahl an HI-Viren, die gegen die entsprechenden Medikamente resistent werden, hat sich drastisch verringert. Das hat mehrere Gründe.

​Dass HI-Viren gegen Medikamente resistent werden, ist eine gefürchtete Nebenwirkung einer antiretroviralen Therapie. Geschieht dies, ist der Erfolg der Behandlung gefährdet, zudem kann die Resistenz auf neu infizierte Personen übertragen werden. Die multizentrische Schweizerische Kohortenstudie überwacht deshalb die Resistenzentwicklung seit 1988. Die Studie umfasst 72 % der Menschen mit HIV, die in der Schweiz leben und behandelt werden.

Resistenzentwicklung praktisch auf null gesunken

Nun zeigt die jüngste Erhebung, dass die Resistenzentwicklung praktisch auf null gesunken ist. «Noch vor ein paar Jahren hat man nicht gedacht, dass dies möglich sein wird», sagt Prof. Huldrych Günthard von der Klinik für Infektionskrankheiten und Spitalhygiene des UniversitätsSpitals Zürich. Für den HIV-Forscher belegt der Befund, dass HIV-Infizierte in der Schweiz eine «hervorragende Behandlung» erhalten.

Hervorragende Behandlung in der Schweiz

Ausgewertet wurden die Daten von 11’084 Patientinnen und Patienten aus der Schweizerischen HIV-Kohohrtenstudie, die zwischen 1999 und 2013 behandelt wurden. Wie sich zeigte, sank die Zahl der Patienten mit mindestens einer Resistenzentwicklung in diesem Zeitraum dramatisch: von 401 auf 23. Die meisten Resistenzen traten bei Patienten auf, die vor 1999 behandelt wurden, die wenigsten bei den nach 2007 Behandelten. Traten resistente Viren auf, konnten diese mit neuen potenten Medikamenten trotzdem erfolgreich behandelt werden.

Neue, effizientere Medikamente

Die positive Entwicklung hat mehrere Gründe: Nach 2007 kamen neue Medikamente auf den Markt, die die Vermehrung und Ausbreitung der Viren effizient unterdrückten. Gleichzeitig traten weniger Nebenwirkungen auf, weshalb früher mit der Behandlung begonnen wurde. Dass die Kombination von Medikamenten schliesslich eine einmal tägliche Einnahme ermöglichte, förderte den Behandlungserfolg weiter. Zusätzlich leiteten die Ärzte bei Therapieversagen rascher einen Medikamentenwechsel ein als früher.

Allerdings ist die Situation nicht überall so ermutigend wie in der Schweiz: In Ländern mit mittlerem und niedrigem Einkommen ist man vom WHO-Ziel, die Aids-Epidemie zu beenden, weit entfernt. Dort fehlt es sowohl an Medikamenten wie an einer Resistenzüberwachung. Weltweit ist damit die Gefahr einer Übertragung resistenter Viren nicht gebannt. «Will man die HIV-Infektion in den Griff bekommen, müssen auch ärmere Länder Zugang zum vollen Programm der antiretroviralen Substanzen erhalten», sagt Huldrych Günthard.