Infektionsraten

Im Spital erworbene Infektionen (nosokomiale Infektionen) stellen das eigentliche Problem dar, dem sich die Mitarbeitenden durch optimale Präventionsmassnahmen stellen müssen. Die Anzahl der spitalerworbenen Infektionen gibt Auskunft darüber, wo besondere präventive Anstrengungen erforderlich und wo diese bereits erfolgreich sind.

Postoperative Wundinfekte

Die Surveillance der postoperativen Wundinfektionen wurde auch letztes Jahr im Rahmen und nach Vorgaben des nationalen Surgical-Site-Infection-Surveillance-Modules von Swissnoso/ANQ weitergeführt. Erneut wurden die Infektionsraten unter Nennung des Spitalnamens öffentlich publiziert. Damit sind Infektionsraten anderer Spitäler einsehbar und erlauben einen – wenngleich mit Vorsicht zu interpretierenden – Vergleich mit dem USZ.

In der nachstehenden Tabelle ist die Häufigkeit der «tiefen» Infektionen in Prozenten der durchgeführten Eingriffe dargestellt. Als «tief» werden jene Infektionen bezeichnet, die im Operationsgebiet festgestellt werden und deren Ausdehnung tiefere Strukturen als die Haut und das Unterhautfettgewebe umfasst. Tiefe Infektionen erfordern im Gegensatz zu oberflächlichen Infektionen meist eine erneute Operation. Die Tabelle zeigt die entsprechenden Raten für das USZ im Vergleich mit anderen Spitälern der Schweiz («übrige Schweiz»).

Postoperative Wundinfekte im Vergleich

Quelle: Spitalhygiene, Prof. Dr. med. Hugo Sax, PD Dr. med. Stefan Kuster

Eingriff USZ 2013 USZ 2014 USZ 2015 USZ 2016 «übrige Schweiz» 2016 Unterschied für 2016 signifikant*
Appendektomie 4 (2.5 %) 1 (0.8 %) 0 (0 %) 1 (1.0 %) 133 (2.4 %) Nein
Cholezystektomie 2 (1.8 %) 2 (1.6 %) 1 (0.9 %) 0 (0 %) 40 (0.8 %) Nein
Kolonchirurgie 9 (8.7 %) 7 (6.3 %) 3 (4.5 %) 6 (7.8 %) 610 (9.2 %) Nein
Rektumchirurgie 4 (11.1 %) 1 (3.1 %) 2 (6.3 %) 2 (6.7 %) 28 (10.6 %) Nein
Hernienoperation 0 (0 %) 0 (0 %) 0 (0 %) 1 (0.6 %) 15 (0.4 %) Nein
Magenbypassoperation 6 (5.4 %) 0 (0 %) 4 (3.8 %) 2 (1.5 %) 17 (1.5 %) Nein
Herzchirurgie 42 (5.7 %) 25 (3.2 %) 11 (2.7 %) 77 (2.0 %)** Nein

Kolonchirurgie

USZ 2016 «übrige Schweiz» 2016
6 (7.8 %) 610 (9.2 %)

Für detaillierte Tabellenansicht

Die herzchirurgischen Eingriffe erfordern eine Überwachungsdauer von zwölf Monaten; deshalb sind die Zahlen von 2016 noch nicht verfügbar.

*Signifikanz zwischen USZ und übrigen Spitälern der Schweiz im Jahr 2016 respektive 2015 für die Herzchirurgie.

** Vergleichswert «übrige Schweiz» aus dem Jahr 2015.

Prävalenzmessung: vierte jährliche Quer­schnitts­untersuchung

Am 21. April 2016 wurden alle hospitalisierten Patienten gemäss einem europäischen Protokoll auf spitalerworbene Infektionen untersucht. Diese Untersuchung zeigt das Resultat der infektionspräventiven Anstrengungen des USZ auf. Von den 772 am Stichtag hospitalisierten Patienten hatten 68 (8.8 %) mindestens eine im Spital erworbene Infektion.

Gegenüber 7.9 % und 8.1 % in den beiden Vorjahren bleibt damit die Prävalenz der spitalerworbenen Infektionen in der statistischen Schwankung unverändert. Die verschiedenen Präventivmassnahmen müssen daher noch gezielter umgesetzt werden. Die häufigsten Infektionen waren postoperative Wundinfektionen mit einem Anteil von 33 %, gefolgt von Harnwegsinfektionen mit 20 %, gastrointestinalen Infektionen mit 12 % und Pneumonien bzw. Infektionen der unteren Atemwege mit 11 %.

Am Stichtag hatten 21% der Patienten einen Urinkatheter, 4% wurden künstlich beatmet, 17% hatten einen zentralvenösen und 47% einen peripheren Gefässzugang. All diese Installationen sind infektiöse Risikofaktoren.

Diese Daten dienen als Ausgangswerte für intensivierte Präventivmassnahmen. Weiterhin gilt das sehr ehrgeizige, aber motivierende Fünfjahresziel, bis 2018 die Rate der Spitalinfektionen auf 5 % zu senken. Die Spitaldirektion USZ hat 2016 den Entschluss bekräftigt, dass das gesetzte Ziel erreicht werden soll, und das Programm «5%-Offensive» ins Leben gerufen.

Infektionen

Harnwegsinfektionen
Gastrointestinale Infektionen
Pneumonien und Infektionen der unteren Atemwege
Systemische Infektionen
Primäre Bakteriämien
Katheterinfektionen
Andere

Punktprävalenz von Patienten mit einer nosokomialen Infektion

Quelle: Spitalhygiene, Prof. Dr. med. Hugo Sax, Dr. med. Aline Wolfensberger

Pilotprogramm «progress! Sicherheit bei Blasenkathetern»

Das UniversitätsSpital Zürich nimmt als eines von sieben Schweizer Spitälern am Pilotprogramm «progress! Sicherheit bei Blasenkathetern» teil. Es ist Teil der nationalen Qualitätsstrategie des Bundes im schweizerischen Gesundheitswesen und wird von Patientensicherheit Schweiz und Swissnoso gemeinsam zwischen 2015 und 2018 durchgeführt. Das Programm hat zum Ziel, die Verwendung von Blasenkathetern zu reduzieren und damit das Infektions- und Verletzungsrisiko zu senken.

Fast 400 Mitarbeitende aus drei Medizinbereichen des USZ nehmen am Projekt teil. Nach einer initialen Überwachung von Infektionen und anderen Komplikationen und einer Mitarbeiterbefragung zu Wissen und persönlichen Einstellungen im Zusammenhang mit einer Blasenkatheterisierung im zweiten Halbjahr 2016 wird aktuell ein Interventionsbündel implementiert, das folgende Massnahmen umfasst: Indikationsliste (Einlage von Kathetern nur mit klarer Indikation), tägliche Evaluation der Notwendigkeit der Katheterisierung (Verkürzung der Liegedauer), theoretische und praktische Schulungen (Einlage nur durch speziell geschultes Personal). Im zweiten Halbjahr 2017 wird der Effekt dieser Intervention in einer erneuten Messung erhoben. Erste Resultate sind Anfang 2018 zu erwarten.