Den Qualitätskreislauf am Laufen halten

Im USZ sind Aktivitäten zur Verbesserung von Qualität und Patientensicherheit breit abgestützt. Die Fortschritte, die dabei erzielt werden, weist  das USZ im alljährlichen Qualitätsbericht aus. Dr. Francesca Giuliani sagt, was Spitäler sicherer macht.

Frau Giuliani, wie erzielt man beste Qualität und höchste Sicherheit in einem Spital?

Viele Mitarbeitende sind an der Behandlung eines Patienten beteiligt. Ein Spital muss seine Leistung in einem Umfeld erbringen, das ganz viele Schnittstellen hat. Das ist eine grosse Herausforderung. Um die Komplexität zu meistern, sind gemeinsame Prak­tiken gefordert. Das Management von Risiken und Unerwartetem sowie die Selbstlernfähigkeit der Organisation sind zentral. Die Führung und die Mitarbeitenden im Spital müssen deshalb immer auch den Blick auf die Gesamtleistung haben, die wir als System erbringen. Das macht die Qualität von einer so komplexen Organisation wie einem Spital aus.

Welche Anhaltspunkte lassen Schlüsse auf die Qualität im Spital zu?

Dafür gibt es verschiedene Ansätze. Anhaltspunkte geben uns zum Beispiel medizinische Indikatoren, die zur Bewertung der Qualität genutzt werden. Qualitätsindikatoren werden seit vielen Jahren eingesetzt. In Expertenkreisen ist man sich einig, dass es besser ist, wenige Indikatoren zu erheben, dies aber konsequent zu tun. Das heisst, Kennzahlen müssen systematisch erhoben, verstanden und bewertet werden, um daraus Massnahmen und nötige Interventionen ableiten zu können. Nur so hält man den Qualitätskreislauf am Laufen.

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Transparenz und Kontinuität in der Berichterstattung schaffen Vertrauen.»

Wie relevant sind solche Daten für Patienten, wenn es darum geht, das richtige Spital für ihre Anliegen zu wählen?

Ein Qualitätsbericht bildet die Fortschritte ab, die bezüglich Qualität und Patientensicherheit gemacht werden. Transparenz und Kontinuität in der Berichterstattung schaffen Vertrauen und geben den Patienten eine Vergleichsbasis, die hilft, zu entscheiden, welche Werte ihnen wichtig sind. Sei es beispielsweise die ausgewiesene Kompetenz eines Spezialisten oder einer besonderen Pflege. In erster Linie aber ist eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Patienten und Behandlungsteams massgebend. Kennzahlen können diese nur unterstützen.

Welches sind aktuelle Schwerpunkte des Qualitätsmanagements am USZ?

Ein Schwerpunkt liegt in der Förderung der interprofessionellen Zusammenarbeit zwischen Arzt, Pflege und Therapeuten. Beispielsweise reflektieren und trainieren die verschiedenen Berufsgruppen in den Behandlungsteams gemeinsam in simulierten Szenarien kritische Ereignisse. Dieser Austausch über unsichere Handlungen und Abweichungen unterstützt Qualität und Sicherheit.

Aktuell sind auch die Bemühungen um die Senkung der im Spital erworbenen Infekte. Weltweit sind diese nosokomialen Infekte ein grosses Problem – auch in westlichen Industrieländern. Das USZ will die vermeidbaren Infekte so drastisch wie möglich reduzieren und hat dafür 2016 ein umfangreiches Programm gestartet.

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Das USZ will die vermeidbaren Infekte so drastisch wie möglich reduzieren.»

Welche Massnahmen sieht dieses Programm vor?

Neu liegt beispielsweise eine kompakte, benutzerfreundliche Sammlung von verbindlichen, infektpräventiven Arbeitsanweisungen vor. Damit können die Mitarbeitenden in ihrer Arbeitsumgebung schnell und einfach auf die entsprechenden Regeln und verständlich formulierte Anweisungen zugreifen.

Sind Spitäler heute sicherer als früher?

Die Fortschritte in der Medizin haben die Behandlungen in den Spitälern insgesamt erfolgreicher und sicherer gemacht. Gleichzeitig hat die Komplexität von Behandlungen und Prozessen zugenommen. Um diese zu meistern, muss das Spital als Gesamtsystem betrachtet werden, und es braucht einen aktiven Umgang mit Unsicherheit und Fehlern. Dazu gehören nachvollziehbare Standards, hohe Teamleistung und kollektive Achtsamkeit sowie Experten, die dann gefragt sind, wenn niemand mehr weiterweiss. Als System ist das Spital so sicherer als früher.


Unsere Schwerpunktthemen

Das USZ publiziert seit 2008 einen ausführlichen Qualitätsbericht. Darin abgebildet sind objektive Kennzahlen und konkrete Massnahmen für eine immer bessere Gesundheitsversorgung.

Q-Award

Seit fünf Jahren werden am USZ innovative Ideen und Projekte ausgezeichnet, die Behandlungsqualität und Patientensicherheit nachhaltig verbessern. Diese umfassen einfache Ideen, die sich schnell und unkompliziert im Spitalalltag umsetzen lassen, aber auch umfangreiche wissen­schaftlich fundierte Projekte. Mitarbeitende erkennen schnell, wie die tägliche Arbeit im Spital besser und sicherer gemacht werden kann, und setzen sich dafür ein. Der Q-Award ist eine Anerkennung an dieses grosse Engagement.

Siehe dazu auch Qualitäts-Award am USZ

Qualitätsindikatoren in Systeme einbetten

Patientinnen und Patienten haben Anspruch auf eine qualitativ hochstehende Gesundheitsversorgung. Um diese nachzuweisen, werden viele Kennzahlen, sogenannte Qualitätsindikatoren, erhoben, bewertet und verglichen. Ein Qualitätsmanagement setzt diese in einen Zusammenhang mit der Infrastruktur, den Konzepten für die Behandlung und Betreuung von Patienten sowie den organisatorischen Abläufen in den einzelnen Kliniken und Einheiten im Spital. Die Erkenntnisse daraus werden in das jeweilige System eingebettet und verankert. So lassen sich diese auch zertifizieren und akkreditieren. Dieses Vorgehen ist zwar kein Garant für gute Qualität, zeigt aber die Voraussetzungen auf, über die eine Organisation verfügen muss, um gute Qualität zu leisten. In seinem alljährlichen Qualitätsbericht weist das USZ alle zertifizierten Einheiten aus.

Patientenwille im Zentrum

Der Wille der Patienten ist zentral bei jeder medizinischen Behandlung, vor allem in Situationen, in denen sie nicht mehr urteilsfähig sind. Liegt eine Patientenverfügung vor, ist das Behandlungsteam verpflichtet,  diese umzusetzen. So ist es im neuen Erwachsenenschutzrecht geregelt. Der Schweizerische Nationalfonds (SNF) unterstützt ein Projekt des USZ, das sich mit situations- gerechten Patientenverfügungen auseinandersetzt. Dafür werden auf der Basis internationaler Best-Practice Programme Entscheidungshilfen in Form von Dokumenten und Videos erarbeitet. Damit nimmt das USZ eine Vorreiterrolle in der Begleitung von Patientinnen und Patienten ein.