Monitoring der Arbeitsumgebungs- und Pflegequalität

Die Arbeitsbedingungen von Pflegefachpersonen haben sich mit der Einführung des neuen Tarifsystems DRG im Jahr 2012 verändert. Um zu klären, ob die Pflegequalität und die Arbeitsbedingungen der Pflegefachpersonen seither darunter gelitten haben, entwickelten Pflegewissenschaftlerinnen und -wissenschaftler der drei Universitätsspitaler Basel, Bern und Zürich, des Kantonsspitals Winterthur und der Solothurner Spitäler AG im Rahmen einer multizentrischen Studie ein Monitoringsystem. Finanzielle Unterstützung erhielten sie durch den Schweizerischen Nationalfonds und weitere Stiftungen.

Das Ziel des Monitorings besteht darin, Veränderungen der Arbeitsumgebungs- und Pflegequalität zu erfassen und entsprechende Auswirkungen auf die Patientensicherheit und die Pflegeergebnisse abzubilden. Dadurch lässt sich frühzeitig erkennen, ob sich die Arbeitsbedingungen und die Versorgungsqualität verändern und Korrekturen nötig werden. Die wissenschaftlich gesicherten Monitoring-Daten sind unverzichtbar, um eine hochwertige Gesundheitsversorgung zu gewährleisten.

Gesicherte Monitoring-Daten sind unverzichtbar für eine hochwertige Gesundheitsversorgung

Das Monitoring bezieht sich unter anderem auf die Personalausstattung, die interprofessionelle Zusammenarbeit, die Komplexität pflegerischen Handelns, das Auftreten unerwünschter Ereignisse, das Erreichen erwünschter Patientenergebnisse, die Arbeitszufriedenheit und die Möglichkeit, berufsethischen Werten entsprechend zu pflegen.

Die Resultate der letzten Querschnittserhebung aus dem Jahr 2015 zeigen, dass sich die Arbeitsbedingungen der Pflegefachpersonen in den fünf beteiligten Spitälern nur leicht verändert haben. Positiv bewertet wurde die Qualität der Arbeitsumgebung, beispielsweise die Teamgrösse, die Zusammenarbeit zwischen Pflegepersonen und Ärztinnen und Ärzten sowie das Führungsverhalten der Vorgesetzten.

Nicht angestiegen ist moralischer Stress, den Fachpersonen erleben, wenn sie nicht so pflegen können, wie es ihren berufsethischen Werten entspricht. Bei geringem moralischem Stress ist die Arbeitszufriedenheit der Pflegefachpersonen höher und sie haben selten den Wunsch, ihre Stelle zu wechseln. Insgesamt ist die Arbeitszufriedenheit weiterhin hoch. Die geringen Veränderungen lassen den Schluss zu, dass es Führungs- und Pflegepersonen offenbar immer noch gelingt, die Balance zwischen Qualitäts- und Ökonomiezielen zu halten.

Allerdings zeigen die Daten auch, dass Pflegende geplante und notwendige Massnahmen wie zum Beispiel das Mobilisieren von Patientinnen und Patienten häufiger nicht so durchführen können, wie es aus professioneller Sicht angemessen wäre. Diese Tendenz gilt es wachsam weiterzuverfolgen. Es ist davon auszugehen, dass sich das Spannungsfeld zwischen Wirtschaftlichkeit und Qualität verstärken wird. Besteht die Notwendigkeit zu sparen, ist es entscheidend, welche Prioritäten gesetzt werden, damit sich die Pflegequalität und die Patientensicherheit nicht verschlechtern. Aus diesem Grund sind weitere Monitorings notwendig. Die nächste Datenerhebung ist für 2019 geplant.

Ansprechpartner für Fragen

Michael Kleinknecht-Dolf
Klinischer Pflegewissenschaftler MNS
Direktion Pflege und MTTB, UniversitätsSpital Zürich
Tel.: +41 (0)44 255 38 82; michael.kleinknecht@usz.ch

Ausgewählte Publikationen zum Thema

  • Horlacher, K.; Müller, R.; Sauer, R.; Kleinknecht, M.; Martin, J.; Spirig, R. (2017). Grade-Mix in der Pflege: Eine erste Erhebung mit einem neuen Instrument. Pflegewissenschaft, 19(5/6), 280-288.
  • Kleinknecht-Dolf, M.; Haubner, S.; Staudacher, D.; Spirig, R. (2012). Berufsethik unter Druck. Care Management, 5(1), 16-19.
  • Kleinknecht-Dolf, M.; Spichiger, E.; Frei, I.A.; Müller, M.; Martin, J.S.; Spirig, R. (2015). Monitoring von Pflegekontextfaktoren: Erste deskriptive Studienresultate einer Querschnittserhebung der schweizerischen DRG Begleitforschung Pflege vor Einführung der SwissDRG. Pflege, 28(2), 93-107.
  • Rettke, H.; Frei, I.A.; Horlacher, K.; Kleinknecht-Dolf, M.; Spichiger, E.; Spirig, R. (2015). Pflege im Vorfeld von SwissDRG – Erfahrungen von Pflegenden mit interprofessioneller Zusammenarbeit, Führungsverhalten, Arbeitslast und Arbeitszufriedenheit. Pflege, 28(3), 133-144.
  • Schärli, M.; Müller, R.; Martin, J.S.; Spichiger, E.; Spirig, R. (2017). Interprofessionelle Zusammenarbeit zwischen Pflegefachpersonen und Ärzteschaft. Eine Triangulation quantitativer und qualitativer Daten. Pflege, 30(2), 53-63.
  • Spirig, R.; Spichiger, E.; Martin, J.S.; Frei, I.A.; Müller, M.; Kleinknecht, M. (2014). Monitoring the impact of the DRG payment system on nursing service context factors in Swiss acute care hospitals: Study protocol. GMS German Medical Science, 12(Doc07), 1-13. Staudacher, D. (2017). Pflege im Zeichen von DRG. Krankenpflege (Soins Infirmiers), 110(7), 28-29.
  • Staudacher, D.; Kleinknecht, M.; Spirig, R. (2013). Erste Resultate aus der DRG-Begleitforschung Pflege: Das Motto für die Pflege unter DRG: Risiken erkennen – rechtzeitig handeln. Competence, 4, 24-25.
  • The IDoC group; Wild, V.; Fourie, C.; Frouzakis, R.; Clarinval, C.; Fässler, M.; Elger, B.; Gächter, T.; Leu, A.; Spirig, R.; Kleinknecht, M.; Radovanovic, D.; Mouton Dorey, C.; Burnand, B.; Vader, J.-P.; Januel, J.-M.; Biller-Andorno, N. (2015). Assessing the impact of DRGs on patient care and professional practice in Switzerland (IDoC) – a potential model for monitoring and evaluating healthcare reform. Swiss Medical Weekly, 145, w14034.