Das Gesetz verpflichtet Spitäler und Medizinalpersonen, vermutete unerwünschte Vorkommnisse mit Blutprodukten (Hämovigilanz), unerwünschte Arzneimittelwirkungen (Pharmakovigilanz) und schwerwiegende Vorkommnisse mit Medizinprodukten (Materiovigilanz) zu melden. Unerwünschte Vorkommnisse in diesen drei Vigilanzgruppen können im USZ direkt über ein Meldeportal im Intranet gemeldet werden. Die Prozesse zur Erfassung von Meldungen, zur Weiterleitung an Swissmedic, zur internen Analyse und zur Umsetzung von Massnahmen, falls nötig, sind definiert.
Pharmakovigilanz: Überwachung von unerwünschten Arzneimittelwirkungen
Die wichtigste Methode zur Erkennung von unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAW) ist das Spontanmeldesystem: Im Rahmen der Pharmakovigilanz werden UAW systematisch gesammelt und erfasst. UAW und Medikationsfehler im Spital tragen signifikant zu den Patientensicherheitsrisiken bei. Knapp jeder zehnte Patient ist gemäss Literatur während einer Hospitalisation von einem solchen Ereignis betroffen.
Medizinische Fachpersonen und alle, die Heilmittel herstellen, gewerbsmässig verabreichen oder abgeben, sind verpflichtet, das Auftreten von schwerwiegenden oder bisher nicht bekannten UAW zu melden (Art. 59 Abs. 3 HMG). Bereits der Verdacht auf eine UAW – auch ohne klare Kausalität – reicht aus, um eine Meldung zu machen.
Zusammen mit den anderen regionalen Pharmakovigilanz-Zentren (Abb. 1) wurde unter Führung von Zürich die Schweizer RPVZ-Kollaboration gegründet (Weiler et al. Swiss Medical Forum 2016; 37: 757–763), um gemeinsam arzneimittelsicherheitsrelevante Themen publik zu machen. UAW-Meldungen können durch den Primärmelder über das Swissmedic-Formular oder über eine elektronische Meldung (Electronic Vigilance System, ElViS-Meldeportal) an die RPVZ gesendet werden.
Die Klinik für Klinische Pharmakologie und Toxikologie ist das grösste regionale Pharmakovigilanz-Zentrum der Schweiz. Wie in Abbildung 2 gezeigt, gab es im Jahr 2016 doppelt so viele Meldungen aus dem USZ. Erreicht wurde dies über regelmässige Informationen zu den Meldekriterien bei Vorträgen, Vorlesungen und Publikationen zum Schweizer Meldesystem sowie über proaktive Arzneimittelvigilanz.
In Zusammenarbeit mit verschiedenen Kliniken des USZ wurden interessante oder neue UAW publiziert, etwa Radiation-Recall-Dermatitis unter Behandlung mit dem Multikinase-Inhibitor Sorafenib (Stieb et al. Strahlenther Onkol. 2016. 192: 342–348) oder die klinisch relevante Medikamenteninteraktion zwischen Rifampicin und Oxcarbazepin (Sigaroudi et al. Eur J Clin Pharmacol 2016;72: 377–8).
Arzneimittelsicherheit
Im Bereich der Arzneimittelsicherheit erbringen die klinischen Pharmakologen schon seit Jahren vielfältige Dienstleistungen. Auch im Jahr 2016 wurde wieder eine Vielzahl von Visiten im USZ durchgeführt, die der sicheren Anwendung von Arzneimitteln am Menschen diente. Nach Sichtung der Verordnungen und Krankenakten von fast 7’000 Patienten wurden die auf den Stationen tätigen Ärzte patientenbezogen beraten. Damit konnte im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung um 15 % erreicht werden. Fokus dieser Visiten sind Fragen zur Indikation, Kontraindikation, Interaktion, Dosis, Galenik und zum Arzneimittel-Therapiemonitoring. Damit in einem Ausbildungsspital mit hoher Personalfluktuation ein qualitativ hochstehender und sicherer Medikationsprozess gewährleistet werden kann, sind regelmässige Präsenz und Teaching/Wissensvermittlung vor Ort notwendig. Mit retrospektiven und prospektiven Studien am USZ werden neue Erkenntnisse gewonnen, die zur Verbesserung der Therapie und zur Erhöhung der Medikationssicherheit beitragen.