Das Institut für Anästhesiologie führt ein regelmässiges Monitoring von Vitalparametern unmittelbar nach Anästhesieende durch. Dabei wird auch die Abweichung von der normalen Körperkerntemperatur erhoben.
Patienten kühlen während Operation und Anästhesie in der Regel aus. Je nach Definition der Grenzwerte wird die Häufigkeit von milder intraoperativer Auskühlung mit 40 bis 50 % angegeben (1, 2). Die normale Körperkerntemperatur liegt zwischen 36.3 und 37.4 °C. Bei anästhesierten Patienten sinkt intraoperativ die Körperkerntemperatur um circa 1 °C und stabilisiert sich beziehungsweise kehrt sich sogar um, wenn von aussen Wärme zugeführt wird.
Die Abweichung der Körperkerntemperatur während einer Operation ist von klinischer Bedeutung, denn sie kann die Gefahr von Komplikationen wie Hypoxämie, Infektionen, Kreislaufinstabilität und Gerinnungsstörungen erhöhen. Körperkerntemperaturen unter 35.5 °C werden als kritische Hypothermie bewertet, Werte zwischen 35.5 und 36.3 °C als milde (Kurz, A. et al. Perioperative normothermia to reduce the incidence of surgical wound infection and shorten hospitalization. N Engl J Med 1996; 334:1209–1216). Diese milde Hypothermie ist mittels Wärmezufuhr zu begrenzen und wenn möglich umzukehren. Im Institut für Anästhesiologie werden folgende Massnahmen als Standard umgesetzt:
- Regelung der OP-Saaltemperatur mit einem Zielwert von mindestens 21 °C
- Kontrolle der Körpertemperatur mindestens alle 15 Minuten
- Aktives Wärmen des Patienten durch konvektive Lufterwärmung
- bei Patienten mit einer Körpertemperatur von ≤ 37.5 °C vor Narkoseinduktion
- bei Patienten mit einer OP-Dauer von ≥ 30 Minuten
- Mindestens 10 Minuten kontinuierliche Wärmezufuhr vor Narkoseinduktion
- Vorwärmen von Infusionen, Blutprodukten und Spüllösungen bei intraoperativen Volumengaben ab ≥ 500 ml/h beziehungsweise bei intraoperativen Massentransfusionen
Sporadisch tritt eine Erhöhung der Körperkerntemperatur, Hyperthermie, als Komplikation auf. Dies geschieht, wenn der Patient Fieber entwickelt und/oder zu heftig aufgewärmt wird.
Wie die Ergebnisse für das Jahr 2016 zeigen, sind wenig Fälle von relevanter Hypothermie aufgetreten (0.6 %), was ein Indiz für die erfolgreiche Prävention durch intraoperativ getroffene Massnahmen ist. Die Häufigkeit von milder intraoperativer Auskühlung von rund 50 % entspricht den Literaturangaben.
Die vereinzelten Fälle von Hyperthermie traten wegen fieberhaften Erkrankungen vor der Operation oder wegen Hitzestau bei kleinem Operationsfeld und Abdeckung des ganzen Körpers auf. Die Hyperthermien liessen sich mit einfachen Massnahmen wie externer Kühlung und Gabe von Paracetamol beherrschen. Schwere, «maligne» Hyperthermien sind im Beobachtungszeitraum nicht aufgetreten.
Die Temperaturen wurden rund 15 Minuten nach Anästhesieende in der postoperativen Aufwachstation gemessen.